Analphabetismus ist eine echte unsichtbare Geißel und betrifft in unserem Land mehr als 2 Millionen Menschen, davon 51 % Erwerbstätige. Entgegen der landläufigen Meinung sind nicht nur Jugendliche, Migranten oder Arbeitslose von dieser Behinderung im Alltag betroffen. Hier sind fünf Dinge, die Sie über den Analphabetismus in Frankreich wissen sollten.
1- Analphabetismus darf nicht mit Analphabetismus verwechselt werden
Oft wird angenommen, dass die Begriffe Analphabetismus und Billettrismus Synonyme sind. In Wirklichkeit bezeichnen diese beiden Wörter jedoch unterschiedliche Situationen.
Analphabetismus ist die Situation einer Person, die nie gelernt hat, zu lesen oder zu schreiben.
Analphabetismus ist die Situation einer Person, die zwar in der Schule Lesen und Schreiben gelernt hat, aber keine Lese- und Schreibkompetenz erworben oder verloren hat.
2- 2,5 Millionen Menschen sind betroffen
Laut Insee sind 2,5 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren in Frankreich Analphabeten. Diese Behinderung würde somit 7 % der erwachsenen Bevölkerung in unserem Land betreffen.
Besonders betroffen von Analphabetismus und Illiteralismus sind die Überseegebiete.
In Guadeloupe und Guyana betrifft dies 20 % der Bevölkerung, auf La Réunion sogar bis zu 23 %. In Mayotte sind 42 % der Erwachsenen zwischen 16 und 64 Jahren, die in Frankreich eine Schule besucht haben, Analphabeten.
Das Bildungsministerium schätzt seinerseits, dass einer von zehn Jugendlichen zwischen 16 und 24 Jahren Schwierigkeiten hat, richtig zu lesen.
3- Analphabetismus betrifft auch Arbeitnehmer/innen
Entgegen der landläufigen Meinung ist Analphabetismus nicht unvereinbar mit einer Beschäftigung. Von den funktionalen Analphabeten in Frankreich ist eine Mehrheit, nämlich 51 %, laut Insee erwerbstätig.
Analphabeten stoßen jedoch im Alltag auf zahlreiche Schwierigkeiten, auch in der Arbeitswelt. Diese unsichtbare Behinderung hindert die Person daran, in den gängigen Situationen des täglichen Lebens selbstständig zu sein und setzt sie dem Risiko der sozialen Ausgrenzung aus.
Das Fehlen von Lese- und Schreibkenntnissen stellt eine große Schwierigkeit dar, um sich dauerhaft in die Arbeitswelt zu integrieren. Dieses Problem schwächt die Beschäftigung der betroffenen Arbeitnehmer und behindert ihre berufliche Entwicklung.
4- Im September werden nationale Tage organisiert.
Neben dem Bildungsministerium setzen sich zahlreiche Vereine für die Bekämpfung des Analphabetismus in Frankreich ein.
Dies gilt insbesondere für den Verein Lire et faire lire, aber auch für die Association pour favoriser l'égalité des chances à l'école (APFEE) und vor allem für die Agence nationale de lutte contre l'illettrisme oder ANLCI (siehe Link unten).
Im Jahr 2013 wurde der Kampf gegen den Analphabetismus zur großen nationalen Sache erklärt, und seither werden jedes Jahr im September von der ANLCI nationale Aktionstage gegen den Analphabetismus veranstaltet.
Diese Mobilisierungstage unter dem Hashtag #JNAI sollen daran erinnern, dass es in jedem Alter möglich ist, sich aus der Situation zu befreien. Es ist nie zu spät, lesen zu lernen, und Freiwillige können Ihnen dabei helfen.
In ganz Frankreich werden Aktionen und Schulungen für funktionale Analphabeten angeboten. Weitere Informationen erhalten Sie unter der kostenlosen gebührenfreien Rufnummer Illettrismus Info Service unter 0 800 11 10 35.
5- Kendji Girac möchte Sprecher für diese Sache werden
Der Sänger Kendji Girac hat vor kurzem seine ersten Schritte als Schauspieler in dem Fernsehfilm Champion auf TF1 gemacht. Darin spielt er einen Tischler, der vor seiner Umgebung verheimlicht, dass er nicht lesen und schreiben kann.
Der Künstler gab zu, vor einigen Jahren selbst vom Analphabetismus betroffen gewesen zu sein: 'Auch ich hatte kleine Probleme mit dem Schreiben. Ich machte Rechtschreibfehler und hatte Schwierigkeiten, die Grammatik zu beherrschen. Es gab eine kleine Verlegenheit: Ich hatte Angst vor dem Stift und dem Blatt.'
Der Sänger möchte also seine Bekanntheit in den Dienst dieser Sache stellen, damit die Dinge in Frankreich etwas schneller vorankommen. Insbesondere lag es ihm am Herzen, einen Film über dieses kapitale Thema zu drehen, um sein Publikum für dieses Problem zu sensibilisieren.
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