Haben Sie schon einmal den Begriff "Cine-Tourismus" oder "Set-Jetting" auf Englisch gehört? Diese beiden Ausdrücke, die noch nicht in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen sind, bezeichnen einen aufstrebenden Trend in der Reisebranche: Die Wahl des Urlaubsziels basierend auf Lieblingsfilmen oder Fernsehserien! Entschlüsselung eines boomenden Phänomens.
Wie der Name schon sagt, besteht der Kinotourismus oder Set-Jetting auf Englisch darin, Tourismus an Drehorten von Filmen und auch erfolgreichen Fernsehserien zu betreiben.
Seit einigen Jahren inspirieren die beliebtesten Filme und Serien auf Streaming-Plattformen wie Netflix und Amazon Prime Video die Reisenden. Ihre Begeisterung für eine fiktive Welt motiviert Touristen aus der ganzen Welt, in die Städte und Orte zu reisen, an denen ihre Lieblingsfiktionen gedreht wurden.
Cine-Tourismus ist keine neue Erfindung, da er sich in der Tradition des literarischen Tourismus mit viel älteren Ursprüngen befindet. Bereits in den 1950er Jahren trug Brigitte Bardot dazu bei, Saint-Tropez zu dem heutigen beliebten Reiseziel zu machen.
Im Bereich der Filmindustrie begann dieses Phänomen in den 2000er Jahren mit der Herr-der-Ringe-Saga an Bedeutung zu gewinnen. Nach der Veröffentlichung des ersten Films im Jahr 2001 investierte Neuseeland über 2 Millionen Dollar in Werbung, um sein Reiseziel mit der Welt von Tolkien zu verbinden.
Seitdem hat Neuseeland viele Nachahmer gefunden und einige Länder wie Irland sind seinem Beispiel erfolgreich gefolgt. Im Jahr 2016 schätzte das Tourismusbüro von Nordirland, dass jeder sechste Tourist vor Ort kam, um die Drehorte der berühmten Game of Thrones-Saga zu besuchen, und dass diese cine-touristische Aktivität etwa 35 Millionen Euro Einnahmen in einem Jahr generiert hat.
Heute ist Cine-Tourismus ein aufstrebender Reisetrend. Obwohl Paris schon immer eines der beliebtesten Reiseziele für ausländische Touristen war, konnten Fachleute der Branche seit dem Erfolg von zwei weltweit erfolgreichen Fernsehserien auf Netflix - Lupin und Emily in Paris - einen Buchungsboom feststellen!
Laut einer Studie des Centre national de la cinématographie, die am 18. Januar 2024 veröffentlicht wurde, gaben fast 80% der ausländischen Touristen an, den Wunsch zu haben, die Hauptstadt nach dem Anschauen einer in Paris spielenden Fiktion zu entdecken. Für 10% der Befragten war diese filmische Erfahrung sogar der entscheidende Faktor und das Hauptmotiv ihrer Reise nach Frankreich.
Es wird geschätzt, dass Fernsehserien die Reisenden stärker beeinflussen als soziale Medien bei der Wahl ihres nächsten Urlaubsziels. Tatsächlich ist laut einer Studie von Ende 2022 "Dokumentationen, Filme und Streaming-Serien nun die zweitgrößte Inspirationsquelle für Reisen [...] direkt hinter Empfehlungen von Freunden oder Familie".
Laut der Reisebuchungsseite Expedia haben zwei Drittel der Reisenden weltweit erwogen, nach dem Sehen eines Films oder einer Serie einen Aufenthalt in einem Reiseziel zu buchen, und 39% haben bereits den Schritt gewagt.
Alle Reiseziele können vom Aufschwung des Filmtourismus weltweit profitieren, egal ob sie klein oder groß sind, bereits bekannt oder nicht. Tatsächlich kann es einer Stadt oder Region unabhängig von ihrer Größe oder ihrem Ruf viel einbringen, einen Film oder eine Fernsehserie zu drehen.
Seit der Veröffentlichung des Films "The Fabelmans" von Steven Spielberg im Februar 2023 verzeichnete das Online-Reisebüro Opodo einen Anstieg von 28 % bei Flugbuchungen nach Tucson, einer Stadt in Arizona, USA, wo ein Teil des Films spielt. In Italien erfreut sich die Stadt Neapel eines gesteigerten Interesses bei Touristen, seit dort die Verfilmung des Romans "L'Amie prodigieuse" gedreht wurde.
Die einzige Kehrseite der Medaille ist das Risiko von Über-Tourismus und Überfüllung bestimmter Orte. Zum Beispiel musste Dubrovnik in Kroatien Maßnahmen ergreifen, um den touristischen Einfluss zu reduzieren, nachdem einige Szenen von Game of Thrones in der Altstadt gedreht worden waren. Das Gleiche gilt für Etretat in Frankreich nach den Dreharbeiten zur Serie Lupin mit Omar Sy...
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