Weniger bekannt als der Karneval in Nizza, Rio oder Venedig ist der Karneval von Oruro, der zu den originellsten der Welt gehört. Was ursprünglich nur eine indigene Feier war, hat sich zu einem Festival mit starken religiösen Bezügen entwickelt. Dieses farbenfrohe Fest gilt als das größte jährliche Kulturereignis in Bolivien.
Weniger bekannt als der berühmte Karneval von Rio in Rio de Janeiro in Brasilien, ist der Karneval von Oruro in Bolivien dennoch eine der malerischsten Veranstaltungen in Südamerika.
Dieses einzigartige Fest war ursprünglich eine indigene Feier, das Ito Festival. Im 17. Jahrhundert verboten die Spanier, die das Gebiet erobert hatten, jedoch die indigenen Zeremonien. Die Uru feierten das Fest jedoch weiterhin unter dem Deckmantel der katholischen Lichtmess in der ersten Februarwoche.
Noch heute ist dieser Karneval Teil des Ito-Festivals, das zu Ehren des Uru-Volkes veranstaltet wird. Diese Veranstaltung ist so einzigartig und repräsentativ für die lokale Kultur, dass sie 2008 von der UNESCO in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde.
Der Karneval in Oruro zeichnet sich durch starke religiöse Symbolik aus. Bei diesem Fest werden Pachamama, die Mutter Erde, und Tio Supay, der Gott der Unterwelt, angerufen.
Diese beiden Andengottheiten bilden den Hintergrund für die Feierlichkeiten, bei denen ein Ritual aufgeführt wird, das als 'Tanz der Dämonen' oder Diablada bekannt ist. Die Diablada steht für den Triumph des Guten über das Böse.
Wegen der Evangelisierung des Landes ab dem 16. Jahrhundert ist dieser Karneval auch mit katholischen Figuren und Legenden verbunden. Die Pachamama wird mit der Jungfrau Maria gleichgesetzt und Tio Supay mit dem Teufel...
Eine Legende berichtet, dass 1789 ein Fresko der Jungfrau Maria auf wundersame Weise in einem der Schächte der nächstgelegenen Silbermine von Oruro erschienen sein soll.
Seitdem beginnt der Karneval immer mit einer Zeremonie, die der Virgen del Socavon (Jungfrau der Mine) gewidmet ist. Die wichtigsten Feierlichkeiten dieses Karnevals finden übrigens rund um die Sanctuaria del Socavon (Kirche der Mine) statt.
Der Karneval in Oruro besteht aus mehreren thematischen Umzügen, bei denen eine Vielzahl von Mythen und Legenden dargestellt werden.
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist eine große Prozession, bei der mehr als 28.000 Tänzer und 10.000 Musiker in Gruppen von 50 Tänzern fast 20 Stunden lang über eine 4 km lange Strecke marschieren.
Diese Gruppen führen verschiedene typische Tänze der bolivianischen Folklore wie die Caporales, die Diablada, die Morenada, den Tinku und die Kullawada auf.
Die Prozession endet mit zwei Theaterstücken, die an mittelalterliche Mysterien erinnern: eines zum Thema der spanischen Eroberung und eines über den Kampf zwischen Gut und Böse, mit dem Triumph des Erzengels Michael über den Teufel und die sieben Todsünden. Die Figur des Erzengels wurde 1818 von der katholischen Geistlichkeit in dieses Fest eingeführt.
Mit seinen einzigartigen Traditionen, die aus dem Synkretismus zwischen präkolumbianischen religiösen Überzeugungen und der christlichen Religion hervorgegangen sind, ist dieser bolivianische Karneval unübertroffen, wenn es darum geht, die Routine des Alltags zu durchbrechen.
Die farbenfrohen Kostüme von teilweise beeindruckender Größe tragen dazu bei, dass dieser Karneval wirklich spektakulär ist. Die Veranstaltung ist daher ein unvergessliches Erlebnis für jeden Durchreisenden.
Der Karneval in Oruro findet gewöhnlich im Februar, in den Tagen vor dem Faschingsdienstag, statt.
Dieser Karneval dauert vier Tage und endet traditionell am Tag des Faschingsdienstags, der in diesem Jahr auf den 21. Februar 2023 und im nächsten Jahr auf den 13. Februar 2024 fallen wird.
Wenn Sie planen, in dieser Zeit nach Bolivien zu reisen, sollten Sie unbedingt an diesem Karneval teilnehmen, der als größtes jährliches Kulturereignis des Landes gilt.
Diese Feierlichkeiten gehören neben den Salzwüsten, Seen und bezaubernden Landschaften zu den Touristenattraktionen, die man sich in Bolivien nicht entgehen lassen sollte.