Obwohl in Frankreich jedes Jahr 382.000 Menschen an Krebs erkranken, steigt der Anteil der Patienten, die die Krankheit überleben, insgesamt an. Diese recht positive Feststellung ist jedoch nicht der einzige gute Grund zur Hoffnung. Forscher experimentieren mit neuen Strategien, die darin bestehen, die Immunabwehr des Körpers zu stärken, damit sie die Krebszellen bekämpft. Mehrere vielversprechende Fortschritte lassen darauf hoffen, dass in einigen Jahren Impfstoffe gegen Krebs entwickelt werden. Erklärungen.
Eine Änderung der Strategie
Herkömmliche Krebstherapien wie die Chemotherapie und die Strahlentherapie zielen darauf ab, die Krebszellen zu zerstören. Trotz ihrer Wirksamkeit haben diese Therapien schwere Nebenwirkungen, was Forscher dazu veranlasst hat, neue Strategien gegen die Krankheit zu erforschen.
Innerhalb weniger Jahre wurden im Kampf gegen Krebs große Fortschritte erzielt, indem Therapien entwickelt wurden, die je nach Art des Tumors viel genauer auf die Krebszellen abzielen können.
Außerdem haben Ärzte zur Behandlung von Krebs, der nicht auf herkömmliche Behandlungen anspricht, eine neue Strategie eingeführt: Stärkung des körpereigenen Immunsystems, damit dieses die Bekämpfung des Krebses übernimmt.
Dieser Perspektivenwechsel ist der Grund für die Immuntherapie, aber auch für viele laufende Forschungen zu Impfstoffen gegen Krebs.
Therapeutische Impfstoffe
Im Gegensatz zum HPV-Impfstoff, der ein präventiver Impfstoff gegen bestimmte Krebsarten ist (insbesondere Gebärmutterhalskrebs und HNO-Krebs), sind die Krebsimpfstoffe, an denen mehrere Forschungsteams weltweit arbeiten, therapeutische Impfstoffe.
Das bedeutet, dass sie nicht darauf abzielen, die Krankheit zu verhindern (wie es z. B. die Grippeimpfung tun würde), sondern darauf, Krebspatienten zu heilen, indem sie auf ihr Immunsystem einwirken.
Dazu muss man wissen, dass uns unser Immunsystem jeden Tag vor Krebs schützt, da es normalerweise die Fähigkeit hat, Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Die Krankheit entsteht, wenn dieses Abwehrsystem aus den Fugen gerät, weshalb es sinnvoll ist, die Immunabwehr des Patienten mithilfe einer Impfung zu unterstützen, um Rückfälle zu verhindern.
Vielversprechende Forschung an Mäusen
An der Entwicklung von Impfstoffen gegen Krebs sind weltweit viele Forschungsteams interessiert, doch nicht alle arbeiten an denselben Krebsarten und befinden sich in derselben Phase der Entwicklung dieser neuen Behandlungsmethoden.
In einem am 4. Januar 2023 in der Zeitschrift Science Translational Medicine erschienenen Artikel erklärt ein Team, dass es bei Mäusen mit Glioblastom (einer Form von Gehirnkrebs) erfolgreich modifizierte lebende Tumorzellen eingesetzt hat, um den Tumor zu zerstören und eine Immunantwort auszulösen.
Die Forscher hoffen nun, ihre Methode auf den Menschen zu übertragen, um einen therapeutischen Impfstoff zu entwickeln. In ihrer Veröffentlichung erklären sie außerdem, dass ihre therapeutische Strategie nicht auf Glioblastome beschränkt ist, sondern theoretisch auf eine breitere Palette von Tumoren anwendbar ist...
Maßgeschneiderte Impfstoffe für den Menschen
In der Oncopole in Toulouse werden therapeutische Krebsimpfstoffe bereits an Patienten erprobt und bieten ermutigende Ergebnisse zur Verhinderung von Rückfällen bei HNO-Krebs und Eierstockkrebs.
Das Oncopole in Toulouse koordiniert eine internationale Studie zur Entwicklung von personalisierten therapeutischen Krebsimpfstoffen. Konkret bedeutet dies, dass diese Art von Impfstoff das Immunsystem des Patienten so umprogrammiert, dass es mögliche verbliebene Krebszellen am Wachstum hindern kann.
Nachdem die Ärzte den Tumor entfernt haben, wird dieser analysiert und ein maßgeschneiderter Impfstoff auf der Grundlage der Tumorantigene hergestellt. Diese personalisierte Behandlung wird dem Patienten am Ende seines Behandlungspfades verabreicht, um Rückfälle zu verhindern.
Seit 2021 haben bereits ein Dutzend HNO-Krebspatienten diese Art von personalisiertem therapeutischem Impfstoff erhalten und sie haben keine Rückfälle erlitten.
Hoffnung auf Marktreife innerhalb von 5 Jahren
Wie die oben erwähnten Forschungsarbeiten belegen, sind Impfstoffe gegen Krebs keine Science-Fiction mehr, sondern Wissenschaft. Das Team vom Oncopole in Toulouse wird bis Ende 2023 eine Studie in größerem Maßstab durchführen, in der Hoffnung, dass ihr Impfstoff innerhalb von fünf Jahren auf den Markt kommt.
Dieser Therapieansatz, der derzeit einer der vielversprechendsten ist, könnte zudem seine Entwicklung durch die Boten-RNA-Technologie beschleunigt werden, von der man während der Covid-19-Pandemie viel gehört hat.
Das deutsche Labor BioNTech kündigte an, dass es im Vereinigten Königreich ein neues Forschungszentrum einrichten werde, um ab Herbst 2023 groß angelegte klinische Versuche mit einem Boten-RNA-Impfstoff gegen Krebs durchzuführen. Das deutsche Start-up-Unternehmen plant die Entwicklung von Impfstoffen gegen bestimmte Brust-, Prostata- und Hauttumore.